Die grosse Theaterzeit


Theaterspielen hat in Hochdorf längere Tradition. Schon um 1860 gab es unter der Leitung von Amtsschreiber Alois Zumbühl, 08.04.1815 - 30.03.1864, Aufführungen für Kinder.

1879 malte Vinzenz Halter Theaterkulissen.

Der vitale Theophil Schmidlin, Direktor von 1889 - 1922 der damaligen Seethalbahn, (links im Bild) brachte nicht nur Industrie nach Hochdorf, sondern förderte auch die Kultur. Dies immer im Hinblick seiner Bahn mit Güter- und Personentransporten zu mehr Rendite zu verhelfen.

"Auf Initiative einiger Theaterfreunde versammelten sich am 6. März 1892 Abends 7½ Uhr im Gasthaus zum Hirschen eine grosse Anzahl Einwohner von Hochdorf u. beschlossen eine Theatergesellschaft zu gründen u. den Bau einer ordentlichen Bühne anzustreben."

Die "Comission" wurde gewählt:

Es waren dies die Herren Direktor Theophil Schmidlin, (links im Bild), Arzt H. Jenny, Arzt Hans Meyer, Amtsschreiber Peter Halter (rechts im Bild) und Lehrer Jos. Frid. Trüb. Sie beschlossen Statuten zu entwerfen. Bereits an der Sitzung vom 15. 03. wurden diese genehmigt. Gleichzeitig wurde beschlossen am 19. März eine konstituierende Versammlung einzuberufen. 

"Die Gesellschaft hat den Zweck, durch Aufführung von volkstümlichen Schauspielen und zwar vorzugsweise von solchen, in denen sich die Geschichte unseres Vaterlandes treu wieder spiegelt und in lebensvollen Bildern erscheinen, sich selbst eine belehrende Unterhaltung zu verschaffen und dadurch auch für die Erziehung des Volkes zu wirken."

Alle 41 Anwesenden genehmigten die Statuten. In offener Abstimmung wurden gewählt: Theophil Schmidlin, Präsident; Hans Meyer, Vizepräsident; Peter Halter, Aktuar; Josef Rast, Kassier; Bernard Egli, Materialverwalter; Xaver Elmiger und Kustor Suter, Rechnungsrevisoren, als Ersatzmann Sebastian Fessler.

 

Nachdem die Traktanden somit erschöpft waren, wurde der Vorstand mit den weiteren Schritten betreut und die Sitzung um 9 Uhr geschlossen.

Hochdorf, d. 19. März 1892.

 

Der Präsident:

Th. Schmidlin

Der Actuar:

PHalter

Am 29. April wurde beschlossen Anteilscheine zu "subscribieren". Fr. 3'000. war das damalige Ziel. Es zeichneten vorab Schmidlin Fr. 1'500., Peter Halter Fr. 520., Arzt Meyer Fr. 540., und Josef Rast Fr. 220..

Am 30. Juni waren schon Fr. 3'160. beisammen, so wurde das Ziel auf Fr. 3'500. heraufgesetzt. In der gleichen Sitzung wurde das Schauspiel des Pfarrers von Ah für eine Aufführung ausgewählt. Von Ah schrieb unter seinem Pseudonym "Hartmann von Baldegg" ein Volksschauspiel "Winkelried".

Theo. Schmidlin wurde an der Generalversammlung vom 10. Juli 1892 zum Theaterdirektor gewählt. Der Vorstand wurde ermächtigt " für Einrichtung der Bühne mit Vorhang u. Scenerien, Beleuchtung etc. bis zur Höhe der Anleihen von Fr. 3'500. sich zu verpflichten, immerhin in der selbstverständlichen Voraussicht, dass er bei Abschluss der bezüglichen Verträge die Interessen des Vereins bestens wahre."

"Hr. Hirschenwirth Müller sei bereit, ein Anbau an seinen Saal zu erstellen und eine Schauspielbühne 8 Meter 50 Ctm. tief u. 11 Meter breit mit Ankleideraum von 2½ Meter Tiefe u. gehöriger Breite."

Der Hochdorfer Schreiner Bucher erhielt den Auftrag 30 – 35 Bänke nach seinem Muster für je 8 Fr. herzustellen.

Lutkemeyer erhielt den Auftrag die "Scenerie" anzufertigen: 3 Fr. pro Quadratmeter und ab Basel.

 Schmidlin war überaus aktiv in der Beschaffung der für das Theater benötigten Kostüme, Requisiten und Beleuchtung. Er besorgte Kostüme und Waffen aus Basel, übrige Requisiten aus St. Gallen. Die elektrische Beleuchtung bezog er über "seine" Bahn.

 

Aufführungen des "Winkelried"

Pfarrer Josef Ignaz von Ah teilte am 16. Juli 1892 brieflich mit, dass er nach Hochdorf komme.


Die damaligen Darsteller:

Herzog Leopold:  Franz Jos. Schüpfer

Niridis, seine Frau:  Frau Schmidlin

Johannes, Kanzler:  Maler Jenny

Heini von Uri:  Sebastian Fessler

Graf v. Aarberg:  Dr. Alois Meyer

Ochsenstein:  Alfred Grüter, Polizist

VogtPeter v. Thorberg:  Adolf Berger

Vogt Grünenberg:  Bruno Buchmann

Von Guldoldingen:   Bernard Egli

Werner, sein Sohn:  Theodor Wyss

Gertrud s. Tochter:  Frl. Elise Jenny

Käthe, Freundin:  Anna Frischkopf

Klaus v. Matt:  Peter Halter

Heinrich z. Linden:  Adolf Stocker, Landwirt

Jöri, Kupferschmied:  Franz Bucher

Erni Winkelried:  Theophil Schmidlin

Hans Spielmatter:  Martin Buchmann, Landwirt

 

Heini von Buochs:  Jos. Frischkopf

von Hunwyl:  Franz Jos. Schmid

von Stauffacher:  H. Elmiger, Gerichtspräs.

W. Sigrist v. Diesselbach:  A. Hörndli, Sattler

R. v. Reding:  Th. Stutz, Schneidermeister

Peter v. Balm:  Al. Vonmoos, Werkmeister

Clara Fries:  Emma Wyss, Frl. Brauerei

Regula Hadlaub:  Maria Peter, Schneiderin

Luzerner Stadtschreiber:  Jost Buck, Amtsweibel

Luzerner Läufer:  Arnold (?)

Jost Felder aus Entlebuch M. Fellmann, Direktor Hohenrain

Pantaleon:  Franz Estermann, Landwirt

 

Zwei Knaben:  Schmidlin u. Fritz Wyss

Herold:  Vinzenz Tschopp

Bote:  Josef Vonmoos, Bahnbeamter


Bruno Buchmann

Matin Fellmann

Sebastian Fessler

Anna Frischkopf

Josef Frischkopf

Alfred Grüter


Rosa Högele

Robert Hörndli

Leonz Wey

Peter Halter

Schneider Stutz


 

 

1893 wurde an acht Sonntagen nach Neujahr bis Fasnacht "Winkelried" aufgeführt.

Es resultierte ein Einnahmenüberschuss von Fr. 900.--

Die bekannten Fotos, auch das Schlachtbild, wurden am folgenden Aschermittwoch gemacht.

 

1893 wurde an acht Sonntagen nach Neujahr bis Fasnacht "Winkelried" aufgeführt. Es resultierte ein Einnahmenüberschuss von 900 Franken. Die bekannten Fotos, auch das Schlachtbild, wurden am folgenden Aschermittwoch gemacht.


Theophil Schmidlin als Winkelried, Peter Halter als Schwertkämpfer ganz rechts

An der Sitzung vom 27.09.1893 wurde "beschlossen zu spielen u. als aufzuführendes Stück das Schauspiel Hans Waldmann von Hartmann von Baldegg"…, und an der GV vom 30.09.1893 bestätigt. Im Frühjahr 1894 wurde dann gespielt.


Familie Winkelried spielte die Familie Schmidlin:

Theophil, Louise und Ihre Söhne Fritz und ?

Des weiteren wurden aufgeführt:

Gemma von Arth, Trauerspiel von Thomas Bornhauser, 1799 -1856

Herrgottesschnitzer von Ammergau, Schauspiel von Ludwig Ganghofer, 1855 - 1920

 

Erstemals ist Peter Halter Autor eines Theaterstücks!

Das Festspiel "Die Heimkehr der Helvetier" zur 500-jährigen Gedenkfeier des Eintritts Hochdorf in die Republik Luzern. Es fand 1896 nahe der Strasse gegen Hohenrain am Hügel "Hängst" statt.

Heute ist das Gebiet überbaut.

 

Damalige Kritik

Im Luzerner Tagblatt:

Die erste Aufführung in Hochdorf des Festspiels zur fünfhundertjährigen Gedenkfeier des Eintrittes von Hochdorf in die Republik Luzern hat am Sonntag bei günstigem Wetter und bei grossem Volkszudrang stattgefunden. Das Theater befindet sich ganz nahe bei Hochdorf. Ein sanft ansteigender Wiesenhang ist mit Bankreihen versehen; südlich ist die Bühne mit origineller Scenerie errichtet: flechten- und moosbedeckte Felsen, mit natürlichem Grün bewachsen, von sehr malerischem Aussehen; im erhöhten Hintergrund epheuumrankte Burgruinen, ein Thorweg, Mauerkrönungen, den natürlichen Abschluss bilden unsere Berge. Die Scenerie ist das Werk des Bildhauers Hugo Siegwart.

 

Der Text, in wohllautenden Versen von poetischem Gehalt geschrieben, findet in der glanzvollen Ausstattung eine sehr effektvolle Unterlage, das Stück "fällt nicht ab". Das erste Bild zeigt uns die Rückkehr der bei Bibrakte geschlagenen Helvetier in ihre verwüstete Heimat.

 

Im Apfelschuss haben wir nicht bloss eine vorzügliche Leistung Tells und seines Knaben, sondern auch eine gut vorbereitete und durchgeführte Volksscene von realistischer Wahrheit. Der Aufzug Gesslers mit Gefolge (zu Pferd), die anmutige Bruneckerin nicht zu vergessen, ist eine wahre Augenweide. Das dritte Bild, "Tag der Sempacher Schlacht", nimmt besonders durch den fröhlichen Aufzug der Schnitter Auge und Ohr gefangen, und das frische Lied mit dem Klirren der Sicheln: "Wir schneiden den Halm, klink klang, Und füllte den Walm, erschallet unser Sang" klang prächtig in die Weite. Das viert Bild den eigentliche Kern der Sache, den Beitritt Hochdorfs zu Luzern, zum Gegenstand. Das ist für den Dichter kein sonderlich ausgiebiges Feld. Dafür wird dem Auge ein reicher Genuss von glänzenden Kostümen geboten; der Aufzug der Zünfte bringt Leben in die Scene, und zum Schlusse schlingt sich ein farbenreicher Fahnenreigen jungen Volkes durcheinander, von Frl. Gelzer, Turnlehrerin, geleitet. Schien nun die Fülle des Gebotenen der Neige zuzueilen, so bildete das fünfte Bild, "Vor Murten", noch einen aufflammenden Knalleffekt. Im Schlussbild treten "Helvetia" und "Lucerna" mit einem Epilog auf. Zuletzt wird das "Rufst Du mein Vaterland" intoniert. Das Publikum hielt zum Schlusse mit seinem Beifall nicht zurück. Dichter und Komponist wurden ausgezeichnet. Der Dichter, Peter Halter, tritt im dritten Bild selbst auf als Winkelried.

 

Nidwaldner Volksblatt vom 15. August 1896

In Hochdorf wird anlässlich der am 23. August stattfindenden 500jährigen Gedenkfeier zur Erinnerung an den Eintritt von Hochdorf, Urswil, Rothenburg und zugehörigen Dinghöfen in die Republik Luzern im Freien ein Festspiel aufgeführt, an dem sich über 400 Personen, Fußvolk und Reiter, beteiligen. Daneben gelangen auch andere prägnante Partien aus der Schweizergeschichte von der Römerzeit an bis zur Schlacht bei Murten zur Aufführung. Der Text ist von dem rühmlich bekannten Dichter Peter Halter, Amtsschreiber in Hochdorf, verfasst, die Lieder vom luz. Sängervater Christoph Schnyder komponiert. Es wird schon seit Wochen tüchtig gearbeitet: Für den dramatischen Teil ist Peter Hermanns von Zürich als Regisseur engagiert. Die Rollen werden tüchtig eingeübt. Herr Hermanns gedenkt aus den ihm zu Verfügung gestellten Dilettanten echte Künstler zu machen. — Als Gastmusik spielt die ca. 40 mannstarke Feldmusik von Hochdorf, sie wird Gelegenheit bekommen das schöne und kräftige Tonwerk zur vollen Entfaltung zu bringen. Auch die Gesangschöre rüsten sich eifrig auf das Festspiel, es sind der gemischte Chor und der Männerchor von Hochdorf, sie stehen unter der Direktion des Componisten Christoph Schnyder. — Sehenswert sind die Kostüme, alle werden historisch getreu, in origineller Ausstattung angefertigt. Die Auswahl und Entwerfung war für den Vorstand der hiesigen Theatergesellschaft, unter dessen kundiger Leitung das Festspiel aufgeführt wird, eine keineswegs leichte Aufgabe. Das Spiel wird voraussichtlich dreimal aufgeführt.

 

Das grosse Hochdorfer Theater 1901 und 1902


Erfolg macht hungrig, so wurde denn beschlossen ein grosses Theater mit 1300 komfortablen Sitzplätzen zu bauen. Leider sind keine Bilder vom Innern zu finden.
Die Bühnentechnik wurde mit dem Modernsten seiner Zeit ausgerüstet. So schreibt ein Kritiker:
"Sehr praktisch muss auch der Bühnenmechanismus sein; denn nur so ist der erfreulich rasche und geräuschlose Szenenwechsel möglich."

 

Isabelle Kaiser schrieb 1902: "Das Schauspielhaus der Hochdorfer ist ein komfortabler Holzbau von städtischen Dimensionen. Die Scenerien und die Kostüme, von landschaftlicher und historischer Treue, sind von überrschender Schönheit und der Scenenwechsel geht mit seltener Behändigkeit vor sich."

 

Die Bühne war so gross, dass selbst Pferde auftreten und Pferdegespanne auffahren konnten. Sogar die Belüftung des Theaters wurde gelobt. Über die damalige Vernebelungstechnik kann man heute noch schmunzeln: Die neben dem Theater stehende Dampflok strömte ihren Dampf sehr wirkungsvoll in die Theaterszenen.

 


"Arnold Winkelried" von Peter Halter


Louise Schmidlin-Stamm

mit ihren Söhnen Fritz und ?

Das ehemalige grosse Theater

 

 




Szenenbilder aus dem damaligen Theaterführer

 

Diese beiden Frauen hatten immer tragende Rollen in vielen Theaterstücken.

Frau Louise Schmidlin - Stamm, verheiratet mit Theophil spielte in allen Schauspielen mit.

Wie 1893 spielte die Familie Schmidlin auch 1901 und 1902 die Familie Winkelried.

Sie starb 1912 in Hochdorf.

 

Frau Elise Wyss-Jenni, Frau des damaligen Brauereibesitzers Wyss